Fichtenzapfen aus Smrciny
Im Fichtelgebirge schneit es meist schon im November. Dicke, sanfte Flocken verzaubern die liebliche Landschaft, die bis in den Nordwesten Tschechiens reicht. Leise schenkt der Winter hunderten von Fichten ein weißes, flauschiges Gewand. Sanft bedeckt er mit weißen Kristallen den wohlig duftenden Waldboden. Smrciny nennen die Tschechen das Fichtelgebirge.
Und Vaclav Smrciny heißt auch der Waldwichtel, der knapp unter dem Gipfel des Schneebergs lebt. Der Sage nach hat derjenige, der Vaclav trifft ein zufriedenes und erfülltes Leben. Deshalb machen sich der Junge Jakub und sein Hund auf den langen Weg, Vaclav zu finden.
Die dicken Wolken des Ostwinds blasen ihre Wangen auf und fegen kräftig übers Feld. Nase und Stirn des Jungen sind kalt. Jakub zieht die Mütze tiefer ins Gesicht. Erst als er in den Wald gelangt, nehmen die Fichten dem Sturm seine Kraft und der Junge atmet auf.
Über Bächlein und Steine, über Stämme und Zweige sucht Jakub seinen Weg zum Gipfel. Viele Stunden. Plötzlich hält Jakub inne, er lauscht. Wer pfeift diese wunderschöne Melodie? Unweit des Wegrands sitzt Vaclav, der Waldwichtel. Gerade so, als habe er ihn erwartet.
„Vaclav, die Menschen sagen, Du schenkst ein erfülltes Leben.“ „So, sagen sie das?“ entgegnet das Männlein und schmunzelt. „Reich‘ mir Deinen Rucksack Jakub und schließ‘ die Augen. Nun lege ich Dir Mut, Selbstvertrauen und Gelassenheit hinein, und egal was Dir in Deinem Leben widerfährt, sie werden dich stärken. Damit sich Dein Wunsch erfüllt, bitte ich Dich nicht in den Rucksack zu schauen. Es genügt, wenn Du daran denkst, was ich Dir als Lebensbegleiter geschenkt habe“, fordert der Wichtel Jakub eindringlich auf. „Komm‘ in ein paar Jahren wieder, dann sehen wir gemeinsam nach, was der Rucksack enthält.“
Viele Winter später kehrt Jakub zu Vaclav auf den Berg zurück. „Wie ist es Dir ergangen?“ fragt der Wichtel. „Rundum gut. Ich habe viele zufriedene Jahre verlebt. Nun aber möchte ich wissen, wie Du das gemacht hast und was ich im Rucksack trage.“ „Das will ich Dir gern zeigen“, freut sich der Wichtel und holt mit seiner schmalen Hand drei winzig kleine Fichtenzapfen heraus. Jede für sich kaum größer als eine Haselnuss. „Drei Fichtenzapfen? Das sind Mut, Selbstvertrauen und Gelassenheit?“ Jakub traut seinen Augen kaum. „Mehr als das“, bekräftigt der Wichtel. „Denn es ist nicht von Belang was es ist, sondern was Du daraus machst. Es ist unwichtig, was Du siehst, sondern wichtig, woran Du glaubst.“
„So hast Du mir ein zufriedenes Leben geschenkt?“ „Nein, nicht ich, Du selbst“, weiß der Wichtel, zwinkert ihm zu und verschwindet hinter den hohen, weißen Fichten.
Geschrieben von Christiane Eichhorn
Fichtenzapfen aus Smrciny
Im Fichtelgebirge schneit es meist schon im November. Dicke, sanfte Flocken verzaubern die liebliche Landschaft, die bis in den Nordwesten Tschechiens reicht. Leise schenkt der Winter hunderten von Fichten ein weißes, flauschiges Gewand. Sanft bedeckt er mit weißen Kristallen den wohlig duftenden Waldboden. Smrciny nennen die Tschechen das Fichtelgebirge.
Und Vaclav Smrciny heißt auch der Waldwichtel, der knapp unter dem Gipfel des Schneebergs lebt. Der Sage nach hat derjenige, der Vaclav trifft ein zufriedenes und erfülltes Leben. Deshalb machen sich der Junge Jakub und sein Hund auf den langen Weg, Vaclav zu finden.
Die dicken Wolken des Ostwinds blasen ihre Wangen auf und fegen kräftig übers Feld. Nase und Stirn des Jungen sind kalt. Jakub zieht die Mütze tiefer ins Gesicht. Erst als er in den Wald gelangt, nehmen die Fichten dem Sturm seine Kraft und der Junge atmet auf.
Über Bächlein und Steine, über Stämme und Zweige sucht Jakub seinen Weg zum Gipfel. Viele Stunden. Plötzlich hält Jakub inne, er lauscht. Wer pfeift diese wunderschöne Melodie? Unweit des Wegrands sitzt Vaclav, der Waldwichtel. Gerade so, als habe er ihn erwartet.
„Vaclav, die Menschen sagen, Du schenkst ein erfülltes Leben.“ „So, sagen sie das?“ entgegnet das Männlein und schmunzelt. „Reich‘ mir Deinen Rucksack Jakub und schließ‘ die Augen. Nun lege ich Dir Mut, Selbstvertrauen und Gelassenheit hinein, und egal was Dir in Deinem Leben widerfährt, sie werden dich stärken. Damit sich Dein Wunsch erfüllt, bitte ich Dich nicht in den Rucksack zu schauen. Es genügt, wenn Du daran denkst, was ich Dir als Lebensbegleiter geschenkt habe“, fordert der Wichtel Jakub eindringlich auf. „Komm‘ in ein paar Jahren wieder, dann sehen wir gemeinsam nach, was der Rucksack enthält.“
Viele Winter später kehrt Jakub zu Vaclav auf den Berg zurück. „Wie ist es Dir ergangen?“ fragt der Wichtel. „Rundum gut. Ich habe viele zufriedene Jahre verlebt. Nun aber möchte ich wissen, wie Du das gemacht hast und was ich im Rucksack trage.“ „Das will ich Dir gern zeigen“, freut sich der Wichtel und holt mit seiner schmalen Hand drei winzig kleine Fichtenzapfen heraus. Jede für sich kaum größer als eine Haselnuss. „Drei Fichtenzapfen? Das sind Mut, Selbstvertrauen und Gelassenheit?“ Jakub traut seinen Augen kaum. „Mehr als das“, bekräftigt der Wichtel. „Denn es ist nicht von Belang was es ist, sondern was Du daraus machst. Es ist unwichtig, was Du siehst, sondern wichtig, woran Du glaubst.“
„So hast Du mir ein zufriedenes Leben geschenkt?“ „Nein, nicht ich, Du selbst“, weiß der Wichtel, zwinkert ihm zu und verschwindet hinter den hohen, weißen Fichten.
Geschrieben von Christiane Eichhorn
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